As Dusk Falls – Accessibility-Test

Titelbild von As Dusk Falls. Vor einem Sonnenuntergang sind die Oberkörper dreier Menschen zu sehen. Ein Jugendlicher vorne mittig, ein etwa Mitte dreißig-jähriger Mann rechts und eine junge Frau links. Unter ihnen steht die Skyline eines Motels Kopf. In der Mitte steht in weißer Schrift As Dusk Falls.
© Xbox Wire DACH

Mir wurde ein Review-Code für As Dusk Falls zur Verfügung gestellt und ich konnte nun bereits zwei Durchgänge spielen und mir einen umfangreichen Eindruck der Barrierefreiheit sowie des Spiels verschaffen.

As Dusk Falls ist ein interaktives Drama von INTERIOR/NIGHT, welches die Leben zweier miteinander verbundener Familien über einen Zeitraum von 30 Jahren beleuchtet. Alles beginnt im Jahre 1998 mit einem missglückten Raubüberfall in einer Kleinstadt in Arizona. Deine Entscheidungen haben dabei in dieser fesselnden Geschichte über Verrat, Opferbereitschaft und innere Stärke tiefgreifende Auswirkungen auf die Leben der Charaktere. Steuere die Leben und Beziehungen verschiedener Charaktere über den Zeitraum mehrerer Jahrzehnte, die in zwei eindrucksvollen Büchern erzählt werden.

https://www.asduskfalls.com/de/

Ich kann echt nicht viel über das Story erzählen, das über den offiziellen Text hinaus geht, ohne direkt irgendwo in die Spoiler abzurutschen. Das möchte ich natürlich nicht. Die Geschichte packt und obwohl die einzelnen Entscheidungen immer mal wieder zu festen Knotenpunkten zurück führen, bietet sie Wiederspiel-Potenzial. Ich habe sie zweimal gespielt und beide Male relativ ähnliche Pfade gewählt, dennoch konnte ich in dem einen Durchgang Szenen sehen und Dinge erfahren, die mir im anderen verborgen blieben und umgekehrt. Es reichen manchmal also sogar schon kleine Abweichungen um Neues zu erleben. Das wird auch an den Enden der Kapitel sichtbar, wo die Entscheidungen in einem Baum angezeigt werden und auch sichtbar ist, welche Wege es noch gegeben hätte. Natürlich ohne Spoiler, einfach nur als leere Kästchen.
Mein zweiter Spielpartner, WheelyWorld, war von den Entscheidungsoptionen und dem Baum sehr geflasht und meinte: „Da ist ja Life is Strange nichts dagegen.“ Der Beschreibungsansatz gefällt mir, deshalb klaue ich ihn mir an dieser Stelle. Denkt an Life is Strange, insbesondere was die schwierige Wahl zwischen „Diese Option ist kacke, aber die andere macht die Situation doch auch nur noch schlechter“ angeht, legt da noch eine dicke Schippe drauf und ergänzt um die Dramatik von The Last of Us Part II. Dann könnt ihr euch ungefähr vorstellen, was euch erwartet.

Grafisch ist As Dusk Falls auch etwas ganz Besonderes. Ich musste mich die ersten 15 Minuten oder so ein wenig an die Mischung aus semi-realistischem Bewegtbild und nicht bewegten Bildern gewöhnen, aber danach gefiel mir der Stil sehr gut. Für As Dusk Falls wurden Schauspielende aufgenommen und diese Aufnahmen dann so bearbeitet, dass es eher wie Malereien wirkt. Zwischendurch mit Kamerafahrten und Grasbüscheln, die im Wind wehen. Die meiste Zeit jedoch eher wie eine Graphic-Novel. Es wirkt alles sehr liebevoll gestaltet und es fühlt sich an, als würde viel Herz in dem Werk stecken.

Ein interaktives Drama also, was braucht es da schon groß an Barrierefreiheit? Da müssen doch sowieso nur ein paar Dialoge geklickt werden. Ja, tatsächlich sind solche Spiele besonders im Bereich motorische Behinderungen schon von sich aus recht gut spielbar, aber es gibt durchaus Barrieren, die auftauchen können. Bei Until Dawn sind mir zum Beispiel bis auf zwei Jugendliche alle „hopps gegangen“, weil ich mit den schnellen Reaktionen bei den Quick-Time-Events so meine Probleme hatte. Im ersten Life is Strange musste ich mir systemseitig die Taste für das Zurückspulen der Zeit auf eine andere legen, weil ich sie nicht gut erreichen und drücken konnte. Und dann haben wir noch nicht über Untertitel gesprochen oder darüber, wie Sehbehinderte solche Spiele spielen können.

Entsprechend überraschend könnte der große Umfang des Barrierefreiheits-Menüs wirken. In dieses Menü kann direkt von der Startseite aus gesprungen werden. Es öffnet sich dann sofort die passende Seite der Einstellungen. Eine umfangreiche Beschreibung der Einstellungen gibt es in den FAQ auf der Webseite von As Dusk Falls.

Aufmerksame Lesende werden merken, dass sich hier keine Einstellungen für Untertitel finden. Bei so vielen Gedanken, die sich offensichtlich um Barrierefreiheit gemacht wurden, wurden ausgerechnet Untertitel vergessen? Nein, keine Sorge, allerdings sind die Optionen für Untertitel ausschließlich im Menü Audio & Sprache zu finden. Dort können Untertitel für gesprochenen Text sowie beschreibende Untertitel eingeschaltet werden. Die Größe der Untertitel kann zwischen klein, mittel und groß gewählt und auch der Hintergrund eingestellt werden. Warum die Untertitel-Optionen nicht in Barrierefreiheit gespiegelt wurden, wohingegen sich die anderen Einstellungen fast alle im jeweiligen Bereich und in Barrierefreiheit finden, verstehe ich leider nicht.

Text-zu-Sprache gibt es für das Menü, für Gameplay und für den Ingame-Chat. Leider muss Text-zu-Sprache im Menü erst eingeschaltet werden und es wird nicht beim ersten Spielstart ein Shortcut angeboten. Das bedeutet, Menschen die auf Text-zu-Sprache angewiesen sind, benötigen zunächst eine Hilfsperson, die diese Einstellung vornimmt. Ich habe mir nur eine kurze Szene damit angesehen. Für mich, ich bin nicht blind, schien das ganz gut zu funktionieren. Interessant wäre noch, wie die Quick-Time-Events mit Text-zu-Sprache umgesetzt sind, aber ich hatte leider nicht die Zeit, mich nochmal zu einem hinzuspielen.

Text-zu-Sprache im Menü
Text-zu-Sprache im Spiel

Beim zweiten Video hat es mir leider den Anfang nicht mit aufgezeichnet. Zunächst wird die Steuerung erklärt. Es gibt die Möglichkeit, entweder mit dem Cursor über das Bild zu gehen oder das Steuerkreuz zu benutzen. Steuerkreuz springt direkt die Punkte an, allerdings ist die Drückrichtung nicht immer eindeutig und es ist leider auch nicht egal, in welche Richtung gedrückt wird. Für die ersten drei habe ich zum Beispiel nur nach unten gedrückt, für das vierte und fünfte musste ich nach rechts drücken. Eine blinde Person sieht unter Umständen gar nicht, was auf dem Bildschirm angezeigt wird und kann sich so auch nicht orientieren, in welche Richtung sie drücken sollte. Da aber angesagt wird, wie viele Punkte es gibt, hilft im Zweifelsfall wohl Ausprobieren.

Die Steuerung ist, für mich mit einer motorischen Behinderung, ansonsten aber sehr gut gelöst. Es kann für die Auswahl der linke oder der rechte Stick genutzt werden oder das Steuerkreuz. Zusätzlich wird noch A zum Bestätigen benötigt und Y, wenn im Koop-Spiel die andere(n) Person(en) überstimmt werden soll(en). Die Geschwindigkeit des Cursors kann auf Wunsch angepasst werden.
Für Quick-Time-Events gibt es einen ganzen Haufen an Einstellungen. In den Quick-Time-Event können verschiedene Dinge gefordert werden: Entweder eine bestimmte Bewegung mit dem Stick, das Drücken von A oder A mehrfach drücken. Je nach Situation muss diese Aktion in einer kurzen Zeit erfolgen oder läuft ohne Zeitdruck. Für die Aktionen kann das wiederholte Hämmern der Taste ausgeschaltet werden. Dann muss immer noch ab und zu der Stick genutzt und ansonsten A nur einmal gedrückt werden. Es kann aber auch komplett auf nur drücken umgeschaltet werden. Zudem ist es möglich, den Zeitrahmen für Quick-Time-Events zu verlängern.

As Dusk Falls nicht nur eine packende, dramatische Story. Sie ist in einem interessanten Art-Style umgesetzt und dann auch noch für mich ohne jegliche Einschränkung spielbar. Ich hatte einige unterhaltsame Stunden mit dem Spiel und kann mir auch vorstellen, noch einen weiteren Durchgang zu spielen, in dem ich mich dann aber ganz bewusst anders entscheide als bisher.

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