Ein Doppeltest
Schon Ende November habe ich von Ubisoft einen Review-Download für Ghost Recon Breakpoint und von Logitech das Adaptive Gaming Kit zum Testen erhalten. Doch es hat dann einige Zeit gedauert, bis ich mir beides mal ein wenig genauer angesehen habe. Ich werde den Text mit Ghost Recon Breakpoint beginnen, aber ihr könnt hier klicken und direkt zum Abschnitt mit dem Adaptive Gaming Kit springen, wenn euch das mehr interessiert.
Ich habe noch nie einen Teil der Ghost Recon Reihe oder ein anderes Tom Clancy Spiel gespielt. Inhaltlich ist Ghost Recon Breakpoint auch nicht sonderlich interessant für mich. Der Grund, es mir trotzdem anzusehen, war Ubisoft und deren großer und unermüdlicher Einsatz, ihre Spiele so barrierearm wie möglich zu gestalten. Ubisoft ist ein häufiges Positiv-Beispiel dafür, wie Accessibility anzupacken ist. Ich hatte also recht hohe Erwartungen an die Accessibility und gehe nun leider mit gemischten Gefühlen aus dem Test.
Zu Spielstart werden schon ein paar wichtige Einstellungen, wie Sprache und Größe der Untertitel, abgefragt. Leider fällt jedoch auch sofort auf, dass die Navigation durchs Menü mit einem Cursor erfolgt. Es ist nicht möglich, sich mit dem Steuerkreuz durch die Punkte zu klicken. Das ist gleich mehrfach problematisch: das Ansteuern der Elemente mit einem Cursor erfordert immer eine gewisse Genauigkeit und die Bewegung des Cursors erfolgt mit dem linken Stick, was für mich bedeutet, immer für die Bewegung des Cursors meine Hand und den Controller neu zu positionieren. Das ist schnell anstrengend.
Einmal in den Einstellungen angekommen, war ich dezent erschlagen von ungefähr einer Tonne voll Möglichkeiten. Leider sind die einzelnen Optionen nicht immer sehr klar erklärt, wobei ich nicht beurteilen kann, ob die deutsche Übersetzung hakt oder es allgemein nicht ganz eindeutig ist.
Dadurch und durch die Masse an Optionen fühlte ich mich erstmal ein wenig überfordert und habe auch Dinge übersehen, die ich zunächst als negativ notiert hatte. Zum Beispiel war die Minimap mal sichtbar und mal nicht. Ich finde sie sehr hilfreich und habe mich geärgert, wenn sie nicht da war. Mittlerweile habe ich entdeckt, dass sie dauerhaft eingeschaltet werden kann.
Für mich besonders wichtig und interessant sind aber immer die Optionen für den Controller. Hier findet sich dann auch die Möglichkeit, die Cursor-Navigation vom linken auf den rechten Stick zu tauschen. Das hilft ein wenig, aber eine Auswahl über das Steuerkreuz wäre immer noch besser. Neben solchen übergeordneten Optionen gibt es für die Steuerung im Spiel aber auch noch ein komplettes Remapping-Menü.
Sämtliche Aktionen können frei auf andere Knöpfe gelegt werden. Es ist sogar möglich, das Controller-Schema für „zu fuß“ und jeden einzelnen Fahrzeugtypen getrennt zu bearbeiten. Außerdem kann bei vielen Aktionen gewählt werden, ob der Knopf einmal oder zweimal gedrückt werden soll oder gehalten werden muss, um diese Aktion auszuführen. Durch diese Möglichkeit können Knöpfe, die ich mühelos betätigen kann, auch mit mehreren Aktionen belegt werden.
Leider geht das jedoch nicht an jeder Stelle. Um zum Beispiel ein Objekt aus dem Objektrad einzusetzen, muss der Knopf für das Objektrad gedrückt gehalten werden und dann wird mit dem Stick das gewünschte Objekt ausgewählt. Das ist eine schwierige Kombination für mich und ich hätte mir gewünscht, durch Drücken das Objektrad zu öffnen und es mit erneutem Drücken wieder zu schließen.
Im weiteren Verlauf des Spiels stellte ich noch eine Schwierigkeit fest, die auf meine Art, mich mit dem Adaptive Controller in Spielen zu bewegen, zurück zu führen ist. Ich kann nicht beide Sticks gleichzeitig bedienen, daher habe ich am Adaptive Controller einen Knopf angeschlossen, mit dem ich einfach geradeaus nach vorne laufe (= linker Stick nach vorne). Das Lenken nach rechts und links steuere ich dann mit dem rechten Stick über die Kamera. Sobald ich aber ein Fahrzeug benutze, funktioniert diese Technik nicht (das Problem hatte ich bei RAGE2 auch geschildert), denn Fahrzeuge bewegen sich nicht mit der Kamera mit. Für solche Hindernisse hatte ich mir eigentlich den Elite Controller gegönnt, jedoch geht der Knopf für die verschiedenen Profile ein wenig zu schwer für mich, um regelmäßig im Spiel umzuschalten.
Nun gibt es ja das sehr ausführliche Remapping-Menü und ich dachte mir, damit lässt sich vielleicht eine Lösung finden. Grundsätzlich ist das auch so, denke ich, aber irgendwas scheint nicht ganz zu stimmen. Ich habe dort die Kamera für Fahrzeuge auf den linken Stick umgelegt und die Lenkung der einzelnen Fahrzeuge auf den rechten. Auch nach mehrmaligem Durchsehen, ist mir nicht aufgefallen, wo ich einen Tausch beider Sticks nicht komplett durchgeführt habe. Dennoch werden einige Stellen rot markiert und ich bekomme einen Konflikt gemeldet. Hilfreich wäre hier, wenn die Meldung genau beinhalten würde, welche Zuweisung sich mit welcher in die Quere kommt. So habe ich zwar die roten Markierungen, aber die von mir vorgenommenen Zuweisungen ergeben nach meinem Verständnis eigentlich Sinn.
Nun aber zum Abschluss noch zwei positive Punkte, die ich auch nicht einschränken muss. Sehr schnell im Spiel ist mir aufgefallen, dass Loot automatisch im Vorbeigehen aufgesammelt wird. Das gefällt mir gut, denn ich finde es oft anstrengend alle paar Schritte irgendeinen Knopf zu drücken oder gar zu halten, um Zeug aufzusammeln. Außerdem gibt es so etwas wie eine halbautomatische Deckung. Also der Charakter hockt sich nicht automatisch hinter Kisten, aber sobald ich nah an einem Baum oder einer Wand war, ist er daran in Deckung gegangen. Das ist durchaus nicht unpraktisch.
Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, Ghost Recon Breakpoint bietet viele gute Optionen, es braucht aber Zeit, sie alle zu finden und zu verstehen. Trotz der vielen Möglichkeiten gibt es aber auch immer noch die ein oder andere Barriere, über die eine weitere Option hinaus helfen könnte.
Nun zu meinem zweiten Test: das Adaptive Gaming Kit von Logitech. Logitech hat ein Zubehör-Set, bestehend aus 12 Knöpfen, für den Xbox Adaptive Controller entwickelt. Das Set kostet knapp 100 €, was ungefähr dem Preis von ein bis zwei vergleichbaren Knöpfen im Rehahandel entspricht. Gewissermaßen ist es für den gebotenen Umfang also ein Schnäppchen. Zudem sieht es gut und hochwertig aus und integriert sich in das Design aller Logitech-Gaming-Produkte. Wie auch mit dem Design des Adaptive Controller werden so Sonderstatus und Ausgrenzung von behinderten Spielenden vermieden.
Das Adaptive Gaming Kit besteht aus vier verschiedenen Knopf-Typen, sehr viel Klett, Aufklebern zur Beschriftung, einem festen und einem flexiblen Klett-Brett. Es gibt große und kleine runde Knöpfe, es gibt Trigger und es gibt sehr schmale Knöpfe. Ich war auf die Trigger besonders gespannt, denn etwas vergleichbares suche ich noch. Die Trigger lassen sich für mich jedoch relativ schwer drücken und der Weg von „kein Druck“ zu „voller Druck“ ist recht weit. Noch habe ich keine Möglichkeit für mich gefunden, die Trigger zu nutzen. Die großen runden Knöpfe habe ich für den Test auch ausgeklammert. Sie gehen ein bisschen schwerer als die kleinen runden, aber vor allem nehmen sie für mich einfach zu viel Platz ein.
So habe ich dann im Prinzip einfach nur mein „klassisches Setup“ nachgebildet. Zwei von den schmalen Knöpfen am Controller befestigt, der mitgelieferte Klett hält wunderbar am vorhandenen Klett auf dem Controller, und ein kleiner runder Knopf für die Knie. Den Knopf für die Knie konnte ich mir gut mit dem Klettband am Bein festbinden lassen, bisher habe ich dafür mit einem Schlüsselband improvisiert.
Bei dem kleinen runden Knopf merke ich kaum einen Unterschied zu meinem bisherigen Knopf. Er sieht schöner aus, weil er dezent schwarz ist und kein kindischer Schmetterling drauf gedruckt ist. Er geht auch ein kleines bisschen leichter auszulösen, ich hatte aber mit dem bisherigen noch keine Probleme. Somit ist der Tausch für mich rein optisch ein Gewinn, aber aufgrund der etwas geringeren Auslösekraft auch zukunftsfähig.
Die schmalen Knöpfe gehen um einiges schwerer als die, die ich bisher hatte. Das beeinträchtigt mich beim Spielen tatsächlich. Mit dem auf der rechten Seite hatte ich weniger Probleme. Im Gegenteil, hier ist es sogar ganz gut, dann löse ich den Knopf nicht so schnell versehentlich aus, wenn ich nach links greife. Der linke Knopf allerdings, vor allem weil er weiter weg ist, war nach kurzer Zeit anstrengender zu drücken. In Zukunft werde ich also wahrscheinlich mischen, links einen der bisherigen Knöpfe und rechts einen von Logitech.
Das Adaptive Gaming Kit ist ein guter Grundstock an Knöpfen. Durch die verschiedenen Knopf-Typen kann viel getestet und ausprobiert werden. Leider sind jedoch keine Knöpfe dabei, die extrem leichtgängig sind. So ist es zum Beispiel mit einer Muskelschwäche fraglich, welche Knöpfe genutzt werden können oder ob vielleicht sogar gar keiner geht.