Am 3. September 2020 hat in Köln das XPERION eröffnet. Die „Saturn E-Arena“ befindet sich am Hansaring und möchte Gaming-Hardware und Games unkompliziert und, innerhalb der Öffnungszeiten, zeitlich unbegrenzt erlebbar machen. Die Gäste des XPERION sollen zum Ausprobieren und Verweilen ermuntert werden, daher können auch Getränke und Snacks erworben werden.
Das Konzept ist sehr interessant. Als ich davon gelesen habe, dachte ich direkt, dass eine solche Location eine super Chance für behinderte Spielende ist, verschiedene Hardware, aber auch verschiedene Spiele, ausprobieren zu können, um besser zu entscheiden, ob sie damit klar kommen. Also habe ich nachgefragt, ob ich das XPERION mal ansehen könnte und schon eine Woche später habe ich eine nette, kleine Führung bekommen.
Am Haupteingang am Hansaring befindet sich eine Stufe. Es gibt jedoch um die Ecke, in der Ritterstr., noch einen weiteren Eingang und dieser ist ebenerdig. Und ab da geht alles ebenerdig bzw. mit Aufzug weiter.
Auf 3.000 m2, die sich auf zwei Etagen verteilen, stellen viele bekannte Marken aus. Elgato, OMEN, RAZER, PlayStation, Xbox etc., Nintendo fehlt derzeit allerdings noch. In der oberen Etage können Spiele, die USK 12 sind, gespielt werden. Der Zugang zum XPERION ist daher nur nach Alterskontrolle möglich. Ebenfalls auf dieser Etage befindet sich ein Bereich für Events. Hier finden zum Beispiel regelmäßig eSport-Veranstaltungen, corona-bedingt aktuell noch ohne Vor-Ort-Publikum, statt, die auch direkt gestreamt werden können.
In der unteren Etage sind die Spiele USK 16, sodass auch hier eine erneute Alterskontrolle stattfindet. Aufgrund der notwendigen Alterskontrolle kann der Aufzug nicht selbstständig genutzt werden und jemand vom Personal muss ihn aufschließen. Auf dieser Etage steht das Zocken im Vordergrund. Es gibt einen Bereich, der quasi so etwas wie eine LAN-Party darstellt. Die Gäste können sich dort mit ihrem eigenen Account zum Beispiel bei Steam einloggen und gemeinsam mit anderen spielen. Außerdem gibt es ein paar Streaming-Plätze, die mit Greenscreen, Streamdeck und der benötigten Streaming-Software ausgestattet sind und frei benutzt werden können.
Im Prinzip ist das ganze eine dauerhafte Miniatur-Messe. Das heißt, das XPERION ist quasi die Messe-Halle und die einzelnen Marken bauen selbst ihren „Stand“ dort auf. Durch dieses Konzept ist es nicht weiter verwunderlich, dass bei Xbox gleich mehrere Adaptive Controller inklusive Zubehör an den Spielstationen angeschlossen sind. Einen vergleichbar auffälligen Hinweis darauf, dass auch an behinderte Spielende gedacht wurde, können die anderen Ausstellenden natürlich nicht bieten. Der große Vorteil der Spielstationen im XPERION gegenüber einer Messe ist, dass die meisten Station auf sitzende Gäste ausgerichtet sind. Die Höhe der Bildschirme ist daher auch vom Rollstuhl aus passend. Lediglich PlayStation hatte die Stationen ein wenig hoch eingerichtet. Ein oder zwei höhenverstellbare Stationen wären hier, aber auch bei den anderen Marken, wünschenswert.
Die Eingabegeräte, sei es Tastatur und Maus oder Controller, sind diebstahl-gesichert verkabelt, verfügen aber dennoch über recht viel Bewegungsfreiheit, um sie sich zum Beispiel auf den Schoß zu legen. Dennoch werden die Geräte durch die Sicherung natürlich schwerer und können auch nicht ganz so flexibel positioniert werden, wie manche es brauchen würden.
Im Event-Bereich wurde seitens des XPERION auf Rollstuhlzugänglichkeit geachtet. Die Bühne verfügt über eine fest installierte Rampe. Der Übergang von unten auf die Rampe ist ein wenig holprig, da könnten Personen mit Aktiv-Rollstühlen eventuell Hilfe benötigen.
Neben diesem Bereich gibt es zwei gläserne Räumchen, die für eSport-Matches genutzt werden können. Der Zugang erfolgt über zwei Stufen, für die jedoch bei Bedarf eine Rampe an einer stabilen Vorrichtung eingehängt werden kann.
Ganz wichtig war mir auch zu klären, wie individuell das XPERION auf behinderte Spielende reagieren kann. In meiner Idealvorstellung wäre es so gewesen, dass sich behinderte Spielende, meinetwegen mit ein wenig zeitlichem Vorlauf, melden und sich ein bestimmtes Spiel, das sie ausprobieren möchten, auf einem der Plätze installieren lassen können. Denn bei noch viel zu wenig Spielen wird kommuniziert, wie gut sie für behinderte Spielende zugänglich sind – schon gar nicht vor Release.
Das bedeutet, bei vielen Spielen ist es ein Kauf auf gut Glück, ob sie spielbar sind oder das Geld in den Sand gesetzt wurde. Diese Lücke hätte ich mit dem XPERION gerne geschlossen gesehen. Aus zugegeben nachvollziehbaren Gründen ist das aber leider doch nicht ganz so einfach. Insbesondere bei Multiplayer-Spielen soll natürlich vermieden werden, dass jemand mit dem Account vom XPERION schlecht umgeht und der Account gesperrt werden könnte. Auch die Altersgrenzen der Bereiche sind für dieses Vorhaben ein bisschen problematisch. Grundsätzlich erhielt ich aber die Rückmeldung, dass in Einzelfällen durchaus geschaut wird, ob und wie das XPERION ein Probespielen ermöglichen kann.
Etwas einfacher ist es hingegen mit eigener Hardware, wie zum Beispiel umgebauten Controllern. In Rücksprache mit dem Personal kann ein eigener Controller gerne angeschlossen werden.
Obwohl also meine größte Hoffnung nicht erfüllt werden konnte, bin ich positiv überrascht. Tatsächlich hatte ich nicht damit gerechnet, überhaupt einen einzigen Adaptive Controller zu sehen und fand gleich mehrere vor. Außerdem hatte ich befürchtet, dass die Gänge zwischen den Spielstationen ähnlich eng sein könnten wie bei vielen Ständen auf der gamescom. Doch das war überhaupt nicht der Fall. Selbst für einen großen E-Rollstuhl war ausreichend Platz.