Feierabendhaus Hürth, über den Veranstaltungsort wusste ich erstmal so gar nichts, nur dass er am Chemie-Park liegt. Ich habe also erst per Mail angefragt, ob ich überhaupt stufenfrei den Saal erreichen kann und, wenn ja, wie ich an Karten komme. Mir wurde dann zugesagt, dass es kein Problem wäre und ich einfach online buchen könne. Das war ja schon eine mega Überraschung, wo kann man schließlich Rolli-Plätze online buchen? Bei freier Platzwahl und einem breiten Mittelgang erklärt sich das dann. Ich konnte also online buchen und mittig sitzen, der Wahnsinn! Aber auch von der Rolli-Toilette bin ich nachhaltig beeindruckt. Der Raum ist sehr groß, also selbst mit elektrischem Rollstuhl und Hilfsperson wird es dort nicht eng und die Einrichtung war richtig edel, nicht die Haltegrife aus weißem Plastik, sondern welche aus Metall, und sogar der Spiegel war gekippt, so dass ich mich hätte nachschminken können.
Aber auch wenn allein schon diese Erfahrungen den Ausflug lohnend machten, es ging ja doch vordergründig fürs Musical hin. Ich hatte keine besonders hohen Erwartungen, da ich mich auf eine reine Laiengruppe, das Ensemble Musical for You, einstellte. Als Heike dann das sehr schöne Programmheft aufschlug und „Sascha?“ quietschte, stiegen meine Erwartungen gleich ein paar Stufen an. Mit Sascha Kurth hatten wir überhaupt nicht gerechnet! Und er hat nicht nur Mark fantastisch gesungen und gespielt, sondern bei fast allem der Produktion mitgewirkt, Choreographien, Gesangscoach, Bühnenbild, Redaktion etc. Ganz schön tough, so neben dem Studium an der Folkwang, Respekt!
Dass Saschas professionelle Leistung natürlich herausgestochen hat, sollte klar sein, dennoch hat er sich nicht in den Vordergrund gespielt oder von den anderen abgelenkt. So konnte besonders Lars Schmidt als Roger glänzen. Er war echt fantastisch, ein schöner, rockiger Hauch in der Stimme und sehr glaubhaftes Spiel. Auch Anke Kruse als Joanne hat mich voll überzeugt, besonders stimmlich. Sie hat eine sehr schöne, markante Stimme mit ganz viel Kraft, so eine echte Röhre. Ganz besonders erwähnenswert ist auch Anatol Käbisch als Angel, er war nämlich echt genial! Allein für das Rumgespringe auf Absatzschuhen gebührt ihm schon Respekt, aber er hat Angel einfach insgesamt wunderbar verkörpert. Leander Thorne passte als Collins sehr gut zu ihm. Obwohl bei Leander nicht jeder Ton gesessen hat, mochte ich ihn gerne auf der Bühne haben. Er hat einen sehr tollen, gefühlvollen Collins gespielt und war super.
Bei Elisa Käbisch als Mimi habe ich sehr gemischte Gefühle. Es gab Momente, wo ich ihre Stimme gar nicht leiden konnte, und dann wiederum waren da Sequenzen, die ich total gerne mochte. Ihr Spiel war eher weniger überzeugend, wenn sie gesprochen hat, hat sie manchmal zu stark betont und sie hat nicht sexy genug agiert, aber auch beim Spiel gab es wieder Momente, wo sie eben doch genau Mimi getroffen hat. Bei Bernadette Kascha als Maureen geht es mir ähnlich. Vor der Pause fand ich sie genial, also Maureens Perfomance und La Vie Boheme, aber im zweiten Teil mochte ich ihre Darstellung nicht mehr. Ich hatte das Gefühl, dass sie gesanglich etwas überfordert war und sehr angestrengt auf der Bühne stand. Thomas Still als Benny ging dann aber so gar nicht. Ich weiß nicht, ob überhaupt ein Ton gesessen hat, es hörte sich ziemlich schlimm an, schauspielerisch war da leider auch fast nichts. Er sollte sich vielleicht überlegen, sich nur auf seine ganzen anderen Aufgaben, die er sehr gut erfüllt, zu konzentrieren und die Bühne dem Rest der Truppe überlassen.
Auch wenn sich der Bericht jetzt nicht durchweg positiv liest, habe ich mich am Ende ein wenig geärgert, dass wir nur zur letzten Vorstellung gegangen sind. Es war nämlich, trotz einiger Schwächen, ein wirklich wundervoller Abend. Sowohl das Ensemble Musical for You als auch das Feierabendhaus werden mich sicher nochmal wiedersehen, wenn das Programm interessant ist.
hach es war tollig <3