Schon gestern auf dem Rückweg habe ich mich gefragt, wie ich es schaffen soll, einen Eintrag über dieses wunderschöne Stück zu schreiben. Es erscheint mir immer noch relativ unmöglich, passende Worte für den gestrigen Abend zu finden. Die Geschichte, verbunden mit der tollen Musik, hat so stark berührt und in mir gewütet, dass irgendwie alle Worte aus meinem Kopf gefegt wurden.
Ich fange mal mit einer groben Inhaltsbeschreibung an und versuche danach, etwas von meinem Eindruck wiederzugeben. Wenn Rosenblätter fallen erzählt die Geschichte von Till, der seine Mutter an eine schwere Krebserkrankung verloren hat. Till beginnt kurz nach ihrem Tod ein Studium und lernt seine Nachbarin, die Studentin Iris, kennen. Iris erinnert ihn in vielen Zügen an seine Mutter, wodurch er in Erinnerung noch einmal die schwere Zeit der Krankheit und den Moment des Todes durchlebt.
Das ist absolut kein leichter Stoff und man kann es durchaus als gewagt bezeichnen, diese Thematik als Musical auf die Bühne zu bringen. Rory Six und Kai Hüsgen ist es aber gelungen, aus diesem Stoff ein, wie Theaterbesitzer Bernd Julius Arends es zu Beginn des Abends so treffend bezeichnete, Juwel von Musical zu schreiben. Denn obwohl ich noch nie so viele Tränen verquollene Augenpaare einen Theatersaal verlassen sehen habe, konnte man aus den Gesprächsfetzen der Zuschauer durchweg nur ein Fazit entnehmen: „Schön!“ Und dieses Fazit ist mehr als berechtigt. Die Geschichte wird so einfühlsam erzählt und auch mit etwas Witz zwischendurch aufgelockert, dass sie zwar sehr berührt und aufwühlt, aber trotzdem nicht verstörend wirkt.
Damit so ein Stück richtig funktioniert, braucht man aber auch gute Darsteller. Gut war scheinbar noch nicht gut genug, denn die Besetzung ist exzellent. Ich weiß gar nicht, wen ich zuerst nennen soll, weil alle drei einfach großartig waren. Carin Filipčić als Tills Mutter Rose hat absolut überzeugend gespielt. Ich habe ihr in jeder Sekunde Roses Verfall und den Verlust an Lebensenergie abgenommen, aber auch die positiven oder ausgeflippten Momente. Sie hat mich sehr, sehr, sehr mit ihrem Können beeindruckt. Ebenso Dirk Johnston als Till, dessen Rolle nicht minder schwierig ist. Da Till sowohl in der Erinnerung an die Vergangenheit lebt, als auch in der Gegenwart, muss Dirk teilweise in Sekundenbruchteilen die Stimmung wechseln, was ihm absolut gelungen ist. Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn so junge Darsteller schon so unglaublich gut sind. Das trifft auch auf Stefanie Köhm als Iris zu. Iris ist die Figur, die die Geschichte durch ihre quierlige Art auflockert. Ich stelle es mir schwierig vor, so zu spielen, dass es nicht zu übertrieben witzig wird, man aber trotzdem das Publikum aus der Trauer holen und zum Lachen bringen kann. Stefanie ist das gelungen, was ich sehr bewundere.
Dass Wenn Rosenblätter fallen so gut berühren konnte, lag aber sicher auch an der tollen Atmosphäre das KATiELLi Theaters. Es fühlte sich ein bisschen an wie Theater im eigenen Wohnzimmer, was nicht nur an der Größe liegt sondern ganz besonders an der Gemütlichkeit, die bis in die hinterletzte Ecke reicht. Es war erst mein zweiter Besuch im KATiELLi und trotzdem fühlte es sich sofort gut an, wieder dort zu sein. Ich freu mich schon sehr auf ein Wiedersehen!
Dem Stück Wenn Rosenblätter fallen und allen Beteiligten wünsche ich von Herzen ganz viel Erfolg. Ihr habt es so sehr verdient!
<3