Vor ein paar Wochen erhielt ich eine E-Mail mit der Anrede „Hallo liebe Aktivistin“, in der ich gefragt wurde, ob ich mich am Projekt #BarrierenBrechen beteiligen möchte. Ein tolles Projekt, das ihr euch mal anschauen solltet, aber darum geht es hier heute nicht. Ich weiß, dass ich von außen gelegentlich als Aktivistin wahrgenommen und bezeichnet werde. Für mich hat sich diese Bezeichnung bisher aber immer etwas falsch angefühlt. Ich mache doch nicht viel, wie kann ich eine Aktivistin sein? Andere sind viel aktiver und präsenter als ich, die sind die Aktivist*innen. Ich blogge und twittere doch nur ab und zu mal über irgendwas und überhaupt nur recht wenige lesen das.
Irgendwie konnte ich aber nach dieser Mail nicht aufhören, weiter darüber nachzudenken und in mich hineinzufühlen. Wann habe ich eigentlich angefangen, in „aktivistischer Mission“ unterwegs zu sein? Ich war mir sicher, dass alles mit den Protesten und Aktionen rund um das Bundesteilhabegesetz begann. Das war auch der Zeitpunkt, ab dem ich mich häufiger öffentlich zu Inklusion oder Barrierefreiheit geäußert und Menschen außerhalb meiner Freunde oder Familie erreicht habe, aber eine kleine Recherche auf meinem Blog zeigte mir, dass es ganz und gar nicht der Anfang war.
Schon einige Jahre vorher schrieb ich zum Beispiel von einer gescheiterten Praktikumsanfrage. Ich ermutigte dazu, Beatmungsgeräte als Hilfsmittel zu sehen. Oder ich zerpflückte einen Film über Inklusion. Und das sind noch gar nicht alle Beispiele, die ich hier so gefunden habe. Tatsächlich habe ich mich selbst sehr überrascht, dass ich mich so lange falsch wahrgenommen habe.
Sieht ganz so aus als stimme es: Ich bin eine Aktivistin! Und das auch nicht erst seit gestern.