Ein Selbstversuch – oder: Was die „Awaken“-Trilogie von Katie Kacvinsky mit mir gemacht hat

Als ich Mitte Februar eine Woche krank war habe ich zwei Bücher verschlungen, die ich hier kurz vorstellen möchte. Band 1 ist „Die Rebellion der Maddie Freeman“ und Band 2 „Maddie – Die Rebellion geht weiter“, beide von Katie Kacvinsky im Original unter dem Titel „Awaken“ erschienen. Der dritte Teil ist leider noch nicht einmal fertig geschrieben, dabei warte ich jetzt so ungeduldig darauf. Sicher ist das auch ein Grund, warum mich die Geschichte nachdem ich die letzte Seite schon vor zwei Wochen beendet habe, immer noch nicht richtig losgelassen hat.

Worum geht es bei der Trilogie?

Maddie lebt im Amerika des Jahres 2060. Alle Menschen sind über Soziale Netzwerke verbunden und nur sehr wenige Leute gehen überhaupt noch vor die Tür, schließlich kann man auch alles (Einkaufen, Sport, Strandspaziergänge, …) bequem online erledigen. Die Kinder und Jugendlichen lernen ausschließlich von Zuhause aus an der Digital School, die von Maddies Vater aufgebaut wurde. Die Beziehung zwischen Maddie und ihrem Vater ist recht angespannt, da sie ein paar Jahre zuvor einer Widerstandsbewegung Daten über die Digital School zugespielt hat. Als Maddie nun in einem Chat Justin kennen lernt, der ihr die Offline-Welt zeigt, beginnt sie erneut, das System der vollkommen digitalisierten Welt in Frage zu stellen. Jetzt muss sie sich entscheiden, ob sie mit ihrer Familie in dieser digitalen Welt leben möchte oder zusammen mit ihren Freunden gegen das System kämpfen will…

Zunächst fühlte es sich wirklich seltsam an, in diese Geschichte einzusteigen, während man auf einem eBook-Reader liest, weil einem die beschriebene Welt dadurch gar nicht so weit weg und fremd vorkommt. Nach einer kurzen Eingewöhnung konnte ich dann aber gut in die Geschichte einsteigen. Sie hat mich schnell gefesselt und ich konnte mich nur schwer trennen, um einzukaufen oder zu schlafen oder sonst etwas. Ich finde, dass Katie Kacvinsky die Welt sehr anschaulich beschreibt und man sich gut vorstellen kann, dass die Entwicklung unserer Welt in genau diese Richtung geht. Es gibt zum Beispiel eine Szene, da sitzen Maddie und eine Freundin im Shuttle und anstatt sich mit Maddie zu unterhalten, tippt die Freundin auf ihrem Handy herum und gibt nur einsilbige Antworten ohne richtig zu zu hören. Wie oft kann man so etwas schon heute in der Bahn beobachten? Oder es wird beschrieben, dass die Leute sich immer weniger Zeit nehmen, anstatt zum Beispiel eine Stunde zu kochen, schieben sie sich lieber einen chemisch mit allen Nährstoffen ausgestatteten Müsliriegel zwischen die Zähne. Und so gab es viele kleine Momente, die mir bewusst gemacht haben, dass wir uns genau darauf zu bewegen und das fand ich stellenweise ziemlich erschreckend.

Passend dazu habe ich letzte Woche den Artikel „The Off Switch“ gelesen, in dem eine Familie erzählt, dass sie von Freitagabend bis Samstagabend alle Geräte ausschalten, um in diesen 24 Stunden nicht durch E-Mails, SMS oder sonstige Push-Nachrichten abgelenkt zu werden. Da ich gerade eh noch in dieser „Hilfe, wir sind alle viel zu viel online und digitalisiert“-Wolke schwebe, habe ich mir überlegt, diese Idee zumindest vorübergehend aufzugreifen. Erst hatte ich gedacht, dann von Samstagmittag bis Sonntagmittag abzuschalten, aber eigentlich wäre das ja irgendwie geschummelt. Ich wäre dann zwar 24 Stunden offline, aber hätte trotzdem an beiden Tagen einige Stunden, die ich im Netz vertrödeln könnte. Deshalb werde ich auch die Freitag-auf-Samstag-Regel übernehmen. Ansonsten muss ich das Modell ein bisschen für mich beugen. Ich werde mein Handy nur vom Internet trennen und nicht komplett ausschalten, da ich erreichbar sein muss, falls eine Assistentin plötzlich erkrankt oder sich auch einfach nur verspätet. Auch werde ich mir erlauben, den eBook-Reader (aber ohne Internet!) zu benutzen, denn irgendwas muss ich in den 24 Stunden ja machen und handfeste Bücher kann ich mittlerweile leider kaum noch benutzen. Damit werde ich dann also nächste Woche anfangen und vielleicht nach ein paar Wochen hier mal darüber berichten.

10 Kommentare

  1. Das ist eine gute Idee, Melly. Ich finde das momentan auch ziemlich schlimm, dass man immer und überall online ist. Letztens habe ich auch ein paar Apps (z.B. Facebook) gelöscht, damit ich nicht mehr so viel Zeit vertrödel, aber das hat auch nicht viel geholfen.
    Berichte bitte, wie dein Experiment klappt. 🙂

    1. Ja, Apps zu löschen ist ja irgendwie keine Lösung und ich finde es auch okay, dass man zu jeder Zeit und überall verbunden sein kann, ich denke aber, dass es gut ist und gut tun kann, sich bewusst für eine Zeit auszuloggen. Da liegt für mich ein großer Unterschied, ob man nun einfach Apps löscht/Seiten blockiert/was weiß ich oder ob man eben wirklich ganz bewusst sagt „So, jetzt schalte ich die Geräte ab, nehme mir meine Offline-Zeit und mir ist egal, was im Netz gerade passiert“.

  2. Das Buch hört sich wirklich gut an, muss ich mir mal merken.
    Ich finde es deshalb immer gut, dass ich kein Smartphone habe, ich habe zwar Internet auf dem Handy, aber das ist umständlich und ich benutze es höchtens mal, um mal auf twitter zu schauen.
    Meine Mama sagt das mit den Menschen in Bus und Zug usw. auch immer ^^

    1. Ja, mit den Smartphones ist das auf jeden Fall schlimmer geworden. Wenn man so ein Ding erstmal hat, nutzt man die Funktionen natürlich auch. Ich würde es trotzdem niemals wieder hergeben wollen, es geht mir ja nicht drum, mich komplett aus dem Netz zurück zu ziehen, das möchte ich überhaupt nicht. Ich möchte mir eigentlich nur selbst beweisen, dass ich auch mal einen Tag ohne alles kann, obwohl ich Intensivnutzer bin und gerne technischen Schnickschnack ausprobiere.

  3. Ich stelle das Problem bei mir gerade auch fest. Es ist mir so richtig bewusst geworden, als wir hier an den ersten Tagen in unserer Wohnung noch kein Internet hatten. Ich wurde fast wahnsinnig! Da hab ich mich dann auch gefragt, ob das so gesund ist?! Und dann ständig dieser Zwang, kommunizieren zu müssen. Ich checke so oft am Tag meine Twitter App, weil ich genau weiß, dass ich sonst ewig lange nachlesen muss, wenn ich es nicht regelmäßig mache. Krass ist auch: Das erste, was wir hier machen, wenn wir in eine Bar, ein Café etc. kommen, ist nach dem Wifi-Passwort zu fragen, damit wir unsere Smartphones benutzen können.
    Ich kann mir wirklich überhaupt nicht vorstellen, einen Tag ohne Internet zu verbringen (traurig, traurig), deswegen bin ich sehr gespannt, was du über dein Experiment berichten wirst. 🙂

    1. Oh je, Denise, dann ist das bei dir aber ziemlich krass! Ich konnte – zumindest vor der Smartphone-Zeit -, wenn ich im Urlaub war oder zu Besuch oder irgendwie unterwegs immer ganz gut auf Internet verzichten. Ich glaube, schwierig wird es, wenn ich anfange, mich irgendwie zu langweilen.
      Aber bei dir ist das im Moment ja schon eine besondere Situation. Das Internet verbindet dich am schnellsten, besten und günstigsten mit den Freunden und der Familie Zuhause. Wenn man so weit weg ist, ist das schon eine gute Sache.

      Vor Twitter/fb graut es mir allerdings auch 😀 Ich schau jetzt schon immer in der Mittagspause rein, damit es abends nicht so viel ist. Innerhalb von 24 Stunden häuft sich da einiges an… Ich denke, ich werde einfach gar nicht nachlesen. Eigentlich habe ich noch nie etwas über Twitter erfahren, was ich nicht anders auch mitbekommen hätte.

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