Mein letzter Musicalbericht ist ja schon ein Weilchen her, in letzter Zeit hatte ich nicht so richtig viel Lust, über die Shows zu schreiben. Auch jetzt muss ich mich ein wenig zwingen, aber bei Tick, tick… BOOM! ist es mir ein wichtiges Anliegen. Denn jeder Bericht ist irgendwie auch Werbung und Werbung ist gut, in diesem Fall mache ich die sehr gerne und aus ehrlicher Überzeugung:
Fahrt alle nach Datteln, sofort! (Und nehmt mich mit…)
Ich fange mal beim Theater an. Das KATiELLi Theater (*klick*) ist nämlich jeder Rede wert, denn es ist innen drin genauso schnuckelig und niedlich wie es schon von außen wirkt. Bernd Julius Arends hat in seinem Heimatort Datteln ein ehemaliges Kino zum Theater umgebaut. Damit hat er sich nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch ganz tolle Arbeit geleistet. Man merkt an der Theateratmosphäre sofort, wie viel Liebe und Energie da hinein gesteckt wurden. Es ist ein kleines, kuscheliges Plätzchen, an dem man sich sofort wohlfühlt und das auch irgendwie sehr familiär anmutet. Ich war ja schon in vielen Theatern und in einigen war man auch immer bemüht, dass ich einen guten Rollstuhlplatz bekomme, aber so lieb umsorgt wie von Bernd wurde ich noch nirgendwo. Als wir ankamen, sollte ich direkt mal testen, wo ich am besten parken kann. Mein Platz neben der zweiten Reihe war mehr als super. Dadurch, dass die Bühne nicht so riesig ist und somit auch nicht so weit nach hinten geht, konnte ich problemlos alles sehen, obwohl ich leicht seitlich saß. Eine winzige Szene spielte im Gang hinter mir, so dass ich sie nur hörend verfolgen konnte (was Bernd so leid tat, dass er wohl kurz aus dem Konzept kam), aber das war gar nicht schlimm, weil mir hören in dem Fall wirklich ausreichte und ich von anderen Theatern auch schlimmeres gewohnt bin.
Nun aber mal zum Stück und den grandiosen Darstellern. Die Handlung von Tick, tick… BOOM! lässt sich schnell erzählen, trotzdem hat sie Tiefgang und wichtige Aussagen. Die Haupthandlung dreht sich um den Musicalkomponisten Jon, dessen wichtigste Bezugspersonen seine Freundin Susan und sein Mitbewohner Michael sind, was sie natürlich zu den weiteren Hauptrollen werden lässt. Jon wird als vielversprechendes Talent gehandelt, wodurch er sich selbst so unter Druck setzt, dass er in ein kreatives Loch gerät. Zudem naht sein 30. Geburtstag und er macht sich seine Gedanken ums Älterwerden. Susan ist Tänzerin und unterrichtet verwöhnte Kinder ohne Talent, sie würde gerne mit Jon aus New York fortziehen, irgendwo aufs Land. Michael hat seinen Beruf als Schauspieler aufgegeben und arbeitet jetzt sehr erfolgreich in der Marktforschung. Mit Jons Geburtstagsfeier nimmt die Geschichte ein offenes, aber trotzdem rundes Ende.
Jon wurde gespielt von Alex Melcher. Er stand eigentlich durchgängig auf der Bühne, das muss echt anstrengend sein. Die ganze Zeit über war er absolut überzeugend Jon und fiel nie aus der Rolle. Seine Stimme passt natürlich total genial zur eher rockigen Musik. Überrascht hat mich Bernd Julius Arends als Michael und „alles und jeder, männlich“. Nicht, dass ich nicht großartiges erwartet hätte, aber meine Erwartungen wurden eben noch übertroffen. Ich hatte ein paar Zweifel, ob seine Stimme zu dieser Art Musik passen würde. Völlig unbegründet, wie ich schnell merkte. Schauspielerisch saß da sowieso alles und man konnte seine einzelnen Rollen immer sehr gut auseinander halten, auch ohne die Hilfe der kleinen Accessoires. Dritte im Bunde war Vera Bolten als Susan und „alles und jede, weiblich“, die mich auch mehr als nur überzeugte. Sie hat ja in manchen Kreisen den Ruf der „Quäkstimme“, was ich echt nicht nachvollziehen kann. Ich mochte ihren Gesang nämlich sehr und empfand da auch nichts quäkiges. Ihre einzelnen Rollen hat sie auch sehr schön und deutlich ausgespielt.
Dann möchte ich noch schnell meine ganz laienhafte Meinung zu Regie und Übersetzung loswerden. Regie führte Paul Kribbe und ich würde sagen, das hat er wunderbar gemeistert. Es gab echt viele sehr gelungene Momente, in denen man merken konnte, dass auch mit wenig Bühnenbild und Requisite ganz lebendiges und spannendes Theater geschaffen werden kann. Die Übersetzung stammt von Bernd Julius Arends. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich erschaudert zusammengezuckt wäre, weil sich irgendwelche Sätze seltsam anhörten. Natürlich kann man eine Übersetzung nach einmaligem Hören nicht richtig beurteilen und ich halte mich da eh nicht für eine Expertin, aber an dem Abend empfand ich den Text durchgängig als stimmig und durchaus gelungen.
Wer jetzt Lust bekommen hat, sollte schnell zum Telefon greifen und sich Tickets sichern. Die Plätze sind zu recht sehr begehrt!
Danke!
Ich finde es voll toll, dass er ein Theater eröffnet hat – sowas sollte es öfter geben.
Das Stück interessiert mich jetzt auch – auf eine CD kann man wohl eher nicht hoffen? ^^
In Zeiten der Theaterschließungen ist es auch super mutig ein Theater zu eröffnen. Und dieses kleine Theater ist echt toll geworden.
Ich glaube nicht, dass sie die finanziellen Mittel haben, eine CD zu produzieren… leider!
ich will auch nochma
toller bericht^^
Liebe Melly! Ein gaaaaanz liebes Dankeschön für diesen tollen Bericht! Dein Bericht rührt echt so doll. Für alle, die das super Musical noch nicht gesehen haben, liest sich der Bericht, als sei man live dabei gewesen. Danke noch mal für den super Bericht! Ich finde das Musical auch echt super! Ganz liebe Grüße! Kathi
Vielen Dank für den lieben Kommentar 🙂
Toller Bericht!!!! Danke Melly!
Gerne 🙂 Deiner gefällt mir auch sehr!