Zo dansen de vampieren vannacht

Nach über einem Jahr war es endlich mal wieder so weit, ein Musical auf Niederländisch zu sehen, besser gesagt auf Flämisch, aber für meine Ohren und mein Sprachverständnis ist das fast das gleiche. Niederländer würden mich für diese Aussage wahrscheinlich töten wollen und Flä… Fla… Menschen flämischer Sprache wahrscheinlich auch, ich bin aber nun mal kein Muttersprachler…

Von dem Bisschen Verkehrsführungschaos in Antwerpen selbst mal abgesehen, sind wir sehr gut durchgekommen und haben den fast perfekten Parkplatz gefunden. Bis zur Vorstellung waren noch fast drei Stunden Zeit, also haben wir uns vor die grüne Lunch Box gesetzt und erstmal etwas gegen Hunger und Durst unternommen. Fazit: In Antwerpen gibt es zweisprachige Bionade-Flaschen und Focaccia ist nicht gerade barrierefrei (kann man bei Essen eigentlich barrierefrei sagen? Egal, ihr könnt euch was drunter vorstellen).

Nach dem leckeren Schmaus, der meine Lebensgeister wieder erweckt hat, ging es dann ein erstes Mal ins Theater. Flyer einsacken. Und da gab es dann ganz tolle Postkarten von dem Musical mit S und pamalot, welches ich nur morgen namentlich nennen werde, von denen wir einen ziemlichen Stapel eingepackt haben. Dann ging es erstmal wieder raus auf den Vorplatz, es war immer noch so viel Zeit und ganz ins Theater konnte man noch nicht und das Wetter war so schön!

Zum Glück hat alles Warten aber auch irgendwann ein Ende und es ging endlich in den Saal, wo bald Dans der Vampieren anfangen würde. Ich wusste noch von Elisabeth, dass ich im Gang auf der Treppe sitzen würde – wenn es auch die andere Seite war – und fragte mich, ob bei dem Theater überhaupt Vampire durch den Saal laufen würden, von oben aus gibt es nämlich keinen Weg direkt grade durch zur Bühne. Kurz vor Beginn kam dann eine Saalwache zu mir und hat mich vorgewarnt, dass ich mich nicht erschrecken solle. Einerseits finde ich das ja ganz nett, aber eigentlich macht das doch irgendwie den Effekt kaputt. Und vor Koukol habe ich mich beim ersten Mal trotzdem erschreckt! Warum kommt der auch links runter und nicht rechts wie in Oberhausen? Ach ja, und ein Vampir hat mir die Schulter getätschelt, also nett und nicht erschreckend. Das war schon lustig!
Ich bin gleich mehrfach froh, dass ich Dans der Vampieren in Antwerpen gesehen habe. Zum einen, weil ich die Sprache einfach unglaublich gerne mag und sehr gespannt war, wie das Stück so wohl wirkt, zum anderen wird in Antwerpen, laut meiner persönlichen Vampir-Expertin, in Sachen Bühnenbild und Kostüme zu 100% Neue Wiener Fassung gespielt. Ich habe dadurch also einen recht guten Eindruck dieser neuen Version gewonnen, nur das neue Ende fehlt leider. Das ist für mich persönlich ziemlich schade und ich finde es auch etwas doof und inkonsequent. Ganz oder gar nicht, oder?
Im ersten Akt, besonders am Ende vor dem Schloss, fand ich die Kulissen nicht so schön. Das Schloss war so projiziert und sah seltsam aus, der Designer hat definitiv eine komische Perspektive geschaffen. Das Wirtshaus hat mir auch nicht so gefallen, es wirkte etwas billig. Aber der zweite Akt hat den Eindruck dann wettgemacht, vor allem die Ahnengalerie hat mich bezaubert, aber auch so machten Schloss und Gruft einen schicken Eindruck. Mit den Kostümen bin ich aber sehr zufrieden. Der Graf sah zwar anfangs seltsam aus, aber zum Ball hin ist er dann auch ernstzunehmend schick geworden. Ganz besonders gut gefallen haben mir Sarahs rotes Kleid und die aufgepeppten Kostüme vom Tanz der Vampire.
Die Cast hat mich dafür aber so ziemlich komplett überzeugt. Allen voran Anne van Opstal als Sarah. In Oberhausen habe ich leider ein paar schlechte Sarah-Erfahrungen gemacht, deshalb bin ich bei der Rolle mittlerweile ziemlich skeptisch geworden und habe immer etwas Angst, dass eine Darstellerin ihr nicht gewachsen ist. Anne hat mir aber eine ganz tolle Sarah präsentiert und ich freue mich sehr, dass ich nochmal eine richtig gute Sarah erleben durfte. Ihre Stimme ist wirklich schön und ich mochte jedes Lied mit ihr ganz besonders.
Niels Jacobs war ein richtig niedlicher Alfred. Er hat ihn süß gespielt, eigentlich genau so, wie ich mir einen Alfred immer wünsche. Gesanglich passt er, jedenfalls nach meinem Empfinden, nicht zu 100% auf die Anforderungen. Er hat schon wirklich gut gesungen, wirkte für mich aber bei einigen wenigen Stellen etwas angestrengt. Das aber auch nur minimal und ich mochte ihn trotzdem sehr gern.
Als nächstes widme ich mich Koukol, gespielt von James Cooke, weil ich bei der Rolle nie wirklich viel zu sagen weiß und sie deshalb lieber jetzt erledige, bevor alle Worte in meinem Kopf aufgebraucht sind. Wie oben schon geschrieben, hat er mich bei seinem ersten Auftritt total erschreckt. Ich bewundere die Koukol-Darsteller eh schon immer für ihre gebückte Arbeitshaltung, aber James ist so gebückt schlurfend auch noch ziemlich schnell die Treppe vor mir runter gepest. Er war ein guter Koukol, er hat seine Auftritte sichtbar genossen und konnte die Aufmerksamkeit der Zuschauer für sich gewinnen.
Sébastien de Smet war ein ganz toller Abronsius. Der Professor ist sowieso eine meiner Lieblingsrollen, ich mag schusselige, verpeilte Menschen einfach. Vor seinen Szenen hatte ich allerdings Angst, weil er ja ziemlich schnell redet/singt und ich dachte, dass ich dann möglicherweise nicht mehr viel verstehe. Natürlich habe ich auch nicht alles verstanden, aber mehr als ich erwartet hatte. Das allein spricht ja schon für Sébastien, aber auch sonst hat er mir gut gefallen.
Zu meinen Entdeckungen des Abends gehört außerdem Frank Hoelen als Chagal. Schade, dass er nur so wenig Gesangspassagen hat, ich mochte seine Stimme nämlich sehr und hätte gerne mehr gehört. Er hat auch gut und vor allem lustig gespielt.
Nicht so sehr begeistert hat mich Lulu Aertgeerts als Rebecca. Von ihrem Schauspiel kam nicht durchweg etwas bei mir an und ihre paar Gesangsfetzen waren nicht so beeindrucken. Aber wie sie mit der Salami auf Chagal eingeschlagen hat und dabei so gehüpft ist, das fand ich sehr lustig und wirklich super.
Goele de Raedt wiederum mochte ich sehr. Sie hat die Magda gespielt und ich fand sie in der Rolle klasse. Bei ihrem Solo ist sie mir teilweise ein wenig zu laut geworden, aber trotzdem habe ich es nicht als Schreien oder überhaupt unangenehm empfunden.
Eine solide Leistung als Herbert hat Michael Zanders abgeliefert. Ich habe den Herbert immer gerne sehr tuntig, das konnte Michael mir leider in seiner Darstellung nicht vermitteln. Er war auf keinen Fall schlecht, hat aber mein Bild von der Rolle nicht zur Gänze ausgefüllt. Allerdings habe ich die Vermutung, dass durch die Sprache für mich etwas verloren gegangen ist, denn das restliche Publikum hat an ein paar Stellen gelacht, wo bei mir aber kein Witz angekommen ist.
Und nun zu guter letzt Hans Peter Janssens, der den Graf von Krolock spielt. Ich bin von seinem Gesang total beeindruckt. Er singt definitiv einen der besten Krolocks, die ich live gesehen habe. Aber von seiner Darstellung her, hat er mich nicht immer erreichen können. Ich würde das ja gerne auf meine Entfernung zur Bühne (Reihe 24) schieben, weil er mir ansonsten so total gut gefallen hat, aber andere sind mit ihrer Darstellung ja auch bis zu mir gekommen. Ich finde das grad wirklich schade.
Das restliche Ensemble hat mir richtig gut gefallen. Bei fremdsprachlichem Ensemble-Gesang habe ich ziemlich oft Verständnisprobleme, aber dieses Ensemble war überwiegend sehr deutlich zu verstehen. Besonders toll war, dass beim Schlusslied die Vampire genau neben mir mit dem Gesang eingesetzt haben. Ich finde das immer toll, wenn man die auch ohne Mikro hören kann. Dann gibt es ja auch noch das Tanz-Ensemble, welches mich jedes Mal fasziniert. Ich liebe die Rote-Stiefel-Szene total und die Tänzer waren alle super und auch der Albträum war richtig toll getanzt.

Ich bin jedenfalls super glücklich, dass ich mich für Dans der Vampieren entschieden habe. So konnte ich das Stück nochmal sehen, habe ein paar Eindrücke der Wiener Fassung bekommen und nach langem mal wieder ein Stück in meiner Lieblingssprache gesehen. Was will man mehr?

Übrigens habe ich ein Mini-Jubiläum: Dies ist mein zehnter Blog-Post!

0 Kommentare

  1. Wow, schon dein zehnter Blog-Post? Dann kommst du ja wunderbar voran, im Gegensatz zu mir!

    Danke für den wirklich tollen Bericht! Ich bin total neidisch, ich würde es auch unheimlich gern in Antwerpen sehen! Die paar Videos auf Youtube sehen nämlich schonmal ganz toll aus!

    Weil sie den „neuen“ Schluss nicht übernommen haben: Hm, vielleicht fanden sie auch das alte Ende besser, wollten aber lieber die alte Ausstattung? Ich weiß es nicht … Außerdem ist der alte Schluss doch auch toll! 🙂

    In vielen Punkten, vor allem bei den Darstellern, stimmst du ja mit Heike überein … Und die hat mich wenigstens in ihrem Bericht erwähnt! 😀

    1. Och, du hast doch auch schon recht viele Beiträge. Würdest du 31 Tage machen, ginge das auch schneller 😛
      Klar, ich mag den alten Schluss auch! Ich hätte mich halt nur gefreut, den neuen Schluss zu sehen. Wien ist einfach nicht so „mal eben“ erreichbar für mich…
      Ich habe niemanden, außer den Darstellern, erwähnt 😉 Außerdem wollte ich nicht so viel Vorgeplänkel schreiben und da habe ich unsere Begegnung dann eben rausgekürzt…

  2. Danke für den Bericht! 🙂
    Das klingt im großen und ganzen ja echt super, und die „neue“ Fassung würde mich auch mal interessieren.

    Aber warte erst mal unsere TdV-Berichte ab, Denise hatte da ein ganz besonderes Erlebnis. ^^

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